GesellschaftUrban Exploration

Notae ecclesiae

Das ist einer meiner spektakulärsten und schönsten Lostplaces, die ich jemals besucht habe. Diese Kirche raubte mir schlichtweg den Atem. Ich habe keine Ahnung wie lange ich mich hier aufhielt. Es müssen mehrere Stunden gewesen sein. Ich weiß es nicht genau. Sobald ich die Kirche betreten hatte stand die Zeit für mich still. Ich konzentrierte mich nur auf die Location. In jeder Ecke gab es etwas zu entdecken. Die Impressionen prasselten nur so auf mich ein und ich wusste binnen von Minuten nicht wo ich anfangen sollte. Die schlichte Kolossalität der Räume überforderte mich. Und so senkte ich meinen Puls, atmete drei mal tief durch und begann meine Entdeckungstour ohne jegliches Zeitgefühl.

Die Geschichte der Location war noch nicht lange her. Und das spürte man auch. Es hätte jeden Moment die Türen für die Sonntagsmesse aufgehen können. Nur im Detail war zu erkennen, dass dieser Ort sein Leben ausgehaucht hat. Risse an der Wand, abbröckelnder Putz von der Wand, eine Staubschicht auf den Stühlen, der offenstehende Altar. Auf dem Podium liegt, wie auch vereinzelt auf den Stühlen, ein Gesangsbuch. An der Seite steht ein Beichtstuhl. Was hier wohl alles gebeichtet wurde? Am Ende der großen Halle thront über der Bestuhlung die große Orgel. Blickt hinunter auf die leeren Stühle und hat ihr letztes Stück längst gespielt. Darunter in einem separat abgetrennten Raum, befindet sich eine Miniatur-Ausgabe der großen Halle. Kinderstühle stehen in Reih und Glied. Darauf sind Kuscheltiere drapiert. Es wirkt unheimlich in dieser verlassenen Atmosphäre.

Wie generell alles hier. Es wirkt alles so unwirklich. Ich konnte die ganze Zeit nicht glauben, dass diese Kirche verlassen sein soll. Do so war es nun einmal. Ich bin froh hier gewesen zu sein. Diesen Lostplace noch relativ kurz nach seiner Aufgabe gesehen zu haben. Sollte ich irgendwann einmal wieder in der Nähe sein, werde ich diesen Ort wieder besuchen.

Ich würde am liebsten soviel über die Kirche, die mitten in einem Ort auf einem Marktplatz steht, erzählen. Doch viel gibt eine Recherche nicht her. Leider, denn dieser Ort verdient eigentlich viel mehr Beachtung und eine gründlichere geschichtliche Recherche, als ich sie bieten kann.

Einige Bögen innerhalb der Kirche wurden abgestützt. Die Kirche ist für die Ortschaft, in der sie steht, viel zu groß. Es liegt nahe, dass sich das Örtchen die Reparaturen nicht mehr leisten konnte und sie somit geschlossen wurde. Vage Informationen geben an, dass sie 2012 verlassen wurde.

 

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